Oft wird mir beim Kennenlern-Gespräch mit dem Brautpaar die Frage gestellt: „Wie trittst du bei unserer Hochzeit auf? Wie bist du gekleidet?“ Was ist die Arbeitskleidung des Fotografen? Eine interessante Frage, die sich aber so pauschal gar nicht beantworten lässt. Und natürlich darf der Auftraggeber auch hier Wünsche äußern.
Festlich, aber funktional
War ich früher noch der Meinung, ich müsse unbedingt so wie die Gäste im Anzug und mit Krawatte auf der Hochzeit erscheinen, habe ich davon doch relativ schnell wieder Abstand genommen. Ich muss mich frei bewegen können, auch einmal schnell zwischen zwei unterschiedlichen Standpunkten wechseln. Zum Beispiel laufe ich vom Altar auf die Empore der Kirche. Vielleicht habe ich nur eine Minute, um diese Totale einzufangen. Dann starten unten wichtige Teile des Gottesdienstes, die ich keinesfalls verpassen darf. Beim Paarshooting oder während der Feier muss ich auch mal auf dem Boden liegen, um etwa den Tanz aus der Froschperspektive einzufangen. Eigentlich sollte ich mal zählen, wie viele Schritte ich bei einer normalen Feier zurücklege. Vermutlich gibt es dafür schon ein Sportabzeichen :).
Da ist es einfach hinderlich, im feinsten Zwirn meine Arbeit zu erledigen. In gewisser Weise brauche ich eine arbeitstaugliche Kleidung, die auch Taschen hat, um mal schnell ein Ausrüstungsteil zu wechseln, ohne den ganzen Fotokoffer auszukramen. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich in der Blaumann-Hose anrücke und darüber ein altes T-Shirt anhabe, das auch mal dreckig werden darf oder vielleicht vom letzten Einsatz noch Flecken hat.
Für das Brautpaar ist die Hochzeit ein ganz besonderer Tag – der erste Tag des Eheleben und hoffentlich eine unvergessliche Feier. Natürlich respektiere ich das und passe meinen Style dementsprechend an. Im Grunde möchte ich einfach „anständig angezogen“ sein und dem Anlass entsprechend aussehen. Meine Wahl ist hierfür meist eine dunkle Hose und ein Hemd. Dazu gibt es dunkle Schuhe, und fertig bin ich für den Einsatz! Vollkommen underdressed würde auch ich mich nicht wohl fühlen, ganz abgesehen davon, dass es respektlos gegenüber dem Brautpaar und den anderen Gästen wäre.
Absprache zahlt sich aus
Übrigens gibt es mittlerweile durchaus Hochzeitsfeiern, die einen anderen Style wählen. Zur Feier in einer Scheune erhielt ich eine Einladung, in der die Kleiderordnung klar geregelt war: „Niemand hübscher als das Brautpaar – und das kommt in Outdoor-Klamotten!“ Vielen Dank, daran halte ich mich sehr gern, denn es ist für mich deutlich bequemer. Meine Erfahrungen haben gezeigt: Vorherige Absprache des Styles und Anpassung an die Hochzeitsgesellschaft machen sich bezahlt. Die Gäste scheuen sich weniger vor dem Fotografen und akzeptieren mich eher als einen von ihnen, eben ein Gast mit Kamera. So kann ich viel ungezwungener auf die Leute zugehen und bekomme Aufnahmen, die mir sonst vielleicht verweigert würden oder verkrampft wirken könnten.
Arbeitskleidung im Sinne von Hemden und Hosen mit meinem Firmenlogo halte ich nicht nur für übertrieben, sondern für völlig daneben. Schließlich komme ich als Fotograf und nicht als wandelnde Litfaßsäule. Wenn ein Buffet-Service so auftritt, ist das völlig in Ordnung. Da gehört Arbeitskleidung wie weiße Küchenschürze oder Kochmütze einfach dazu, und natürlich darf die auch ein Logo haben. Letztendlich entscheidet aber die Qualität des Essens darüber, ob man sich an den Catering-Service erinnern möchte und vielleicht eine ausgelegte Visitenkarte mitnimmt. Genauso möchte ich aufgrund meiner Arbeit und meiner Persönlichkeit weiterempfohlen werden. Dafür braucht es einen angemessenen Style und nicht mein Logo auf einem Shirt.