Warum schreibe ich über die Kirche?
Gottesdienst und Hochzeitsfotografie sind ein schwieriges Thema. Und damit meine ich gar nicht in erster Linie die Lichtverhältnisse, die den Fotografen vor besondere Herausforderungen stellen. Ein Profi kann damit umgehen. Aber: Ein Gottesdienst ist keine Pressekonferenz. Ein ungeschickt auftretender Fotograf kann die Würde des Augenblicks verderben. Andererseits gibt es genau zu den festlichsten Momenten die besten Bilder festzuhalten. Und die Rücken der Brautleute sind eben nur ein kümmerlicher Ersatz für den Gesichtsausdruck beim Ja-Wort, beim Segen und beim Ringtausch. Diesen Spagat gilt es zu meistern. Mein Patentrezept ist ganz einfach: Wenn die Beteiligten vorher miteinander reden, sind Möglichkeiten und Grenzen klar abgesteckt.
Meist ist der Geistlichen auf die Anwesenheit eines Fotografen eingestellt. Aber die Toleranzschwellen sind sehr unterschiedlich. Und während die Brautleute vielleicht das Buffet probiert, die Band zur Probe gehört und die Arbeiten des Fotografen angeschaut haben, haben sie mit dem Pastor nicht über seine „Hausordnung“ in der Kirche geredet.
Viele Regeln sind sinnvoll, andere schränken unnötig ein
Aus Glaubensgründen, aber auch wegen schlechter Erfahrungen gibt es immer wieder Regeln, die meine künstlerische Freiheit als Fotograf in der Kirche aus meiner Sicht unnötig einschränken. Blitzlicht stört sehr, keine Frage. Aber warum darf ich einen Teppich nicht betreten, über den andere Gäste auch laufen? Warum ist mein Bewegungsraum auf einen Halbkreis hinter dem Brautpaar beschränkt, so dass ich immer nur den Rücken, niemals eine Gesicht vor die Linse bekomme?
Wenn vorher auch mit dem Hochzeitspaar abgesprochen ist, dass mein Aufenthalt im Altarraum nicht erwünscht ist, dann sind die Regeln klar, und es gibt auch keine Enttäuschung darüber, dass ich aus der Kirche nur eher unspektakuläre Fotos mit Rückansichten mitbringe. Ist die Erwartungshaltung der Brautleute eine andere, müssen sie darüber im Vorfeld mit dem Pfarrer reden. Ob die Bilder dann so wichtig sind, dass sie sich einen anderen Geistlichen suchen, bleibt natürlich ihnen selbst überlassen.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Das Brautpaar plant seine Hochzeit, und alles wird genau durchdacht. Die Location für die Feier wird genau begutachtet, es wird zur Probe gegessen, das Menü ausgewählt. Ein Termin mit den in Frage kommenden Bands wird gemacht, es wird sorgfältig geprüft und aussortiert, probegehört und einige Verträge geschlossen. Ein Florist wird gesucht, und auch das Probestecken der Haare wird genau beobachtet. Ein Fotograf für mehrere hundert bis hin zu mehreren tausend Euro wird genau durchleuchtet, beobachtet und engagiert. Die Wahl der Kirche und des trauenden Geistlichen fällt dann eher locker aus. Hier sind die Kriterien eher einfach, die Kirche muss schön sein und der Pfarrer nett. Gesucht, gefunden…
Nun ist es soweit, der große Tag steht vor der Tür und der Einzug in die Kirche beginnt. Schon zu Anfang gibt der Geistliche dem Fotografen zu verstehen, dass er sich gerne im hinteren Bereich aufhalten dürfe, und er solle sich „professionell“ verhalten (was immer er darunter versteht). Eine schöne Zeremonie und eine tolle Hochzeit nehmen ihren Lauf.
Ich übergebe dem Brautpaar meine Auswahl der besten Aufnahmen. Alles ist festgehalten, das Styling der Braut und des Bräutigams, Paarfotos, Details, wunderschöne Bilder von der Feier. Aber hier fehlt doch etwas?! Genau, die kirchliche Trauung, die nur mit vereinzelten Aufnahmen aus der „Heckansicht“ dokumentiert ist. Schade … denn ich wollte andere Bilder machen, durfte aber nicht. Leider hat der Pfarrer das dem Brautpaar vorher nicht gesagt, und sie haben auch nicht danach gefragt.
Sprecht vorher mit dem Pfarrer
Ich persönlich reize Grenzen schon etwas aus, denn das Honorar wird vom Brautpaar beglichen und nicht von der Kirche. Trotzdem respektiere ich natürlich die Würde eines Gotteshauses, will niemandem in seinem Glauben zu nahe treten oder gar die Zeremonie stören. Mit wurde eine Geschichte zugetragen, dass der Fotograf während der Trauung auf dem Altar kniete, um den erhöhten Standpunkt zu nutzen. So etwas werdet ihr bei mir nicht erleben. Das gebietet doch schon der gesunde Menschenverstand, oder?
Bei den Vorbereitungen für die Hochzeit solltet ihr nicht vergessen, mit dem Geistlichen über den Hochzeitsfotografen und seine Möglichkeiten im Gottesdienst sprechen. Die Frage nach Grenzen, Regeln und Verboten ist sehr hilfreich, um Konfrontationen zu vermeiden. Denn in erster Linie soll das Brautpaar zufrieden sein, und dazu müssen sowohl der Pfarrer als auch der Fotograf ihre Aufgaben erledigen, im Interesse des Paares und ohne sich gegenseitig zu stören.
Mein Tipp: Vielleicht habt ihr die Chance, vor der Entscheidung für ein Gotteshaus und einen Geistlichen ein- oder zweimal eine vorausgehende Trauung mit dem gewünschten Pfarrer zu besuchen. Ihr seht dann, was toleriert wird, und könnt mit ihm über das Thema Fotografieren gleich gezielt reden. Sollte es dann gewisse Einschränkungen geben, können sich Brautpaar und Fotograf darauf einstellen und entsprechend vorbereiten.